Struwwelpeter 1
Wie fast überall in der Welt, gab es auch im Banat, in jedem Ort wo Deutsche
lebten, einen eigenen Dialekt, mehr oder weniger abweichend von den
Nachbardörfern. Da heute schon fast alle Kinder und Erwachsene aus diesen
Dörfern ausgewandert sind, werden die Ausgewanderten und ihre Nachkommen
diese aussterbende Dialekte nicht mehr “auf Anhieb” verstehen.
Auszug aus dem Struwwelpeter “Epilog” von Lother Blickling
Unser Saderlacher Künstler und Autor Hans Hausenstein-Burger nahm sich der “Übersetzung” /
Übertragung der Gedichte in die Saderlacher Mundart an.
Mit seiner Genehmigung werden wir einige dieser Gedichte publizieren. Recht vielen Dank dazu!
Struwwelpeter
Heinrich Hoffmann von 1845
Anmerkung des Verfassers: (Das „ǝ“ wird wie das rumänische „ă“ ausgesprochen)
Originalfassung
Saderlach
Sieht einmal, hier steht er.
Pfui! Der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! Ruft da ein jeder:
Garst´ger Struwwelpeter!
Schau aimol, do schtoht ǝr jo,
Schtrubbǝlpeter nennt mǝr-n so!
Sinni joohrǝlange Nägel schniidǝ
chann de Chlai scho gar nitt liidǝ.
S-Schtrehnlǝ gfallt ǝm au nitt recht,
T´schippǝl haa, isch jo gar nitt schlecht.
Nai, wi schauscht denn du bloßs uus?
Schäm di halt! Desch isch ǝ Gruus!
Vorwort
Vorsprüchli
Wenn die Kinder artig sind,
Kommt zu ihnen das Christkind;
Wenn sie ihre Suppe essen
und das Brot auch nicht vergessen,
wenn sie, ohne Lärm zu machen, Still
sind bei den Siebensachen,
Beim Spazierengehen auf den Gassen
Von der Mama sich führen lassen,
Bringt es ihnen Guts genug
Un ein schönes Bilderbuch.
Wenn dǝ Chlainǝ brav g`sii sin,
chunt`s Chrisschtchindli au glii dahinn;
Wenn sii aibil fliißsig ehrǝ Suppe essǝt
un dabii au s´Brot nitt au absiǝchlig vǝgessǝt,
wenn si schtaad un unnǝ Chrach zu machǝ
aibil zemmepakkt henn alle ehrǝ Sachǝ.
Wenn `siie au no höflig g`sii sinn bim Schpaziiǝrǝ,
un vu dǝ Muǝttǝr scheen sii henn g`looh fiiǝhrǝ.
No bringt`s Chrischtchindli Chiiǝchli für dǝ Buǝ,
un au ai scheen groß Bilderbuǝch
Die Geschichte vom bösen Friederich
Der FRIEDERICH, der Friederich.
Das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel tot,
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!
Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch’ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.
–Jedoch nach Hause lief der Hund
Und trug die Peitsche in dem Mund.
Ins Bett muß Friedrich nun hinein,
Litt vielen Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor sitzt dabei
Und gibt ihm bitt’re Arzenei.
Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in acht.